Dort, wo Menschen wohnten oder wirkten, setzt der Kölner Künstler Gunter Demnig seit Jahren in Deutschland den Opfern des Faschismus mit der Aktion “Stolpersteine” ein Gedenken. Seit 1992 wurden über 8000 Erinnerungssteine in Deutschland in das Straßenpflaster verlegt, eine Messingplatte, auf der die Namen und Lebens-Daten zu lesen sind. Es wurden Millionen jüdischer Familien Opfer dieser Barbarei – aber auch andere Gruppen: über 400 Roma und Sinti in Magdeburg, Widerstandskämpfer/innen, Homosexuelle Männer und Frauen, Behinderte aus den Pfeifferschen Stiftungen, Zeugen Jehovas.
Stolpersteine
Gegen das Vergessen
Rede zur Gedenkveranstaltung für ermordete Homosexuelle aus Magdeburg am 20. August 2009
von Martin Pfarr
Die ermordeten Homosexuellen haben keinen Grabstein. 63 Jahre nach der Befreiung wurde für sie ein nationaler Ort der Erinnerung der Öffentlichkeit übergeben: Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin. 16 Jahre hatte der LSVD dafür gekämpft.
Nun haben wir durch die in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Landeshauptstadt durchgeführten Forschungen erstmals auch die Möglichkeit, Namen von Magdeburgern zu kennen, die wegen des § 175 verurteilt und in den KZ ermordet wurden.
Wir erinnern an Paul Juhe
Wir erinnern an Paul Klotz
Wir erinnern an Hsoum Ling-Li
Wir erinnern an Benno Meyer
Benno Hans Paul Meyer, geboren am 2. Mai 1878 in Braunschweig, Architekt und Bauführer, wohnhaft in Magdeburg, Regierungsstraße 23. Im April 1937 Verhaftung, Haft in Magdeburg und St. Georgen-Bayreuth, 1940 KZ Sachsenhausen; 5. Juni 1941 “Kommando S”, wahrscheinlich ein Transport in die Euthanasieanstalt Sonnenstein bei Pirna; ermordet. Tod angeblich am 2. Juli 1941 durch Kreislaufversagen, angeblich im KZ Sachsenhausen, Urnenbeisetzung in Güterfelde im Mai 1942.
Wir erinnern an Heinrich Georg Karl Heyer
Wir erinnern an Kurt Willi Köpp
Wir erinnern an Fritz Arnold Kruse
Wir erinnern an Hans August Knüppel
Hans August Knüppel,geboren am 7. Januar 1899 in Magdeburg-Sudenburg, Kaufmann und Eisenhändler, wohnhaft in Magdeburg, Hermann-Göringstraße 5 (heute Tucholskystraße 5), verhaftet 1935, Polizeigefängnis Magdeburg, entlassen 1936, verhaftet 1938, verurteilt wegen § 175 StGB zu vier Jahren Zuchthaus in Coswig, 19. Februar 1942 KZ Buchenwald, 13. März 1942 KZ Ravensbrück, 20. Juli 1942 KZ Dachau, tot am 17. November 1942 in Dachau.